Die Lena, Sibiriens mächtiger Fluss!
Auch wenn wir am Ufer der Lena sind, können wir den Strom
nicht erkennen. Er mäandert mit unzähligen vorgelagerten
Inseln in einer Breite bis zu sieben Kilometer an der Stadt
vorbei. Jetzt ist der gigantische Wasserlauf gefroren. Die
weiße Lena unterscheidet sich nicht mehr von der umliegenden
Winterlandschaft. Meist von Oktober bis in den Juni ist der
Fluss zugefroren. Wenn die Schmelze einsetzt, kann es zu
Eisstauungen kommen, die den Wasserstand um bis zu mehr als
20 Meter variieren lassen.
Eis in der Waffel
Kulinarisch hat
Jakutsk die größte
Restaurantdichte des Landes zu bieten. Auch die finnische
Burgerkette Hesburger betreibt in der Stadt eine Filiale. Es mag
bemerkenswert sein, dass sich hier trotz der grimmigen
Wintertemperaturen die jakutischen Kinder ein Vanille-Eis in der
Waffel gönnen! Dann doch lieber Stroganina, ein
tiefstgefrorener und in dünne Streifen geschnittener Fisch, der in Salz und Pfeffer
getunkt und ganz cool genossen wird.
Allerdings gibt es den nicht bei Hesburger.
Die Luft gefriert!
Wenn die Temperatur näher an die 40
Grad rückt, gefriert auch die Luftfeuchtigkeit. Über der
windstillen Stadt liegt Eisnebel, der in dichten Schwaden
über die Straßen wabbert. Auf dem Platz gegenüber des Lenin-Denkmals
spielen Kinder und Erwachsene auf den Rutschbahnen und an
den bunt beleuchteten Eisfiguren. Überall flackern
LED-Lampen in allen möglichen Formen und Farben. Dazwischen
laufen geführte Rentiere mit mächtigen Geweihen umher und
ziehen meist die Kinder und frisch Verliebten in Schlitten über den gefrorenen Platz.
Persönlicher Rekord mit minus
43,4 Grad
Der Tag der Abreise. Die Temperatur ist
in der Nacht so richtig gesunken! Am Flughafen messen wir
mit unserem geeichten Temperaturgerät exakt 43,4 Grad. Neuer
Kälterekord für uns Kryotouristen! Das Luftholen fällt jetzt
richtig schwer. Nur nicht tief einatmen!
Um die Kamera bedienen zu können,
wird ganz kurz ohne Handschuhe fotografiert. Die Folge sind zwei
Frostbeulen am Zeigefinger und Erfrierungen an der
Nasespitze. Eben da, wo die Haut direkten Kontakt zum Metall
und Glas der Kamera hat. Bei Manuel sind es leichte Erfrierungen der
oberen Hautschichten an den Wangen. Außerdem frieren ihm die
Wimpern in den Augen an.
Ansonsten
ist es uns während der gesamten Zeit in Jakutsk nicht kalt. Es ist eine
ganz andere Kälte. Die wenigen heimischen
Minusgerade kommen uns wesentlich unangenehmer vor als die
sibirischen Extremwerte, die eher wunderbar erfrischend wirken.
Die Kameras und die Kälte
Noch ein bisschen Technik. Die Energie in den digitalen
Kameras, bezogen aus zwei original
Li-Ionen-Akkus mit 1800mAh, interessiert die
grimmige Kälte überhaupt nicht. Sie funktionieren auch über
mehrere Stunden im Außeneinsatz anstandslos, werden sogar
als voll
angezeigt. Allerdings arbeiten die mechanischen Teile wie z.
B. der Klappmechanismus des Spiegels oder die Fokussierung
im Objektiv bei unter 40 Grad erheblich verzögert.
Auch
sollten Kameras und Objektive nach den Außeneinsätzen am
besten in
einem
wasserdichten Kamerarucksack oder in einer Fototasche verpackt werden, bevor es in
die warmen Räume geht.
Ganz wichtig, die Akkus noch in der Kälte
entfernen! Sonst würde alles mit Feuchtigkeit
beschlagen und die empfindliche Elektronik in den Kameras
Schaden nehmen.
Nach gut einer Stunde der
Akklimatisierung können Speicherchips, Objektive und Akkus
wieder gewechselt werden. Mit einem Ledertuch wird die
letzte Feuchtigkeit abgewischt.
Das Mobiltelefon als
Schnappschusskamera genutzt wird in
der Jackentasche zusammen mit einem chemischen Hitzepack
aufbewahrt. Dadurch funktioniert es eigentlich ganz gut.
Jedoch ist der Akku etwas altersschwach und wird
schnell als leer angezeigt. Er kann sich aber am Hitzepack
in der Tasche zeitnah erholen.
Diese kleinen Hitzepacks
produzieren eine Wärme von etwa 38 Grad für acht bis zehn
Stunden. Das Gleiche gilt auch für die Einmalsohlen in unseren
Stiefeln.
Sieben Stunden Morgendämmerung
Die Triebwerke der 737 von
Yakutia Air
müssen wegen der heftigen Temperaturen mächtig vorgeheizt
werden. Alles ist in dichtem Dampf gehüllt. Alles Routine.
Das Enteisen geschieht ruckzuck. Da der Flug bis auf den
letzten Platz ausgebucht ist, braucht die Maschine gefühlt
eine Ewigkeit, bis sie abhebt. Auf der verdammt buckeligen Piste eine verdammt ruckelige Angelegenheit.
Endlich, wir sind in der Luft! Das Rumpeln hört auf.
Schräg hinter uns
ist die Morgendämmerung am Nachthimmel zu sehen. Fast sieben
Stunden wird die Dämmerung des nächsten Tages hinter dem
Flugzeug herjagen. 5.000 Kilometer später hat uns die Sonne
in Moskau endgültig
eingeholt.
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